Sinkende Tagessätze vs. Fachkräftemangel, Local- vs. Offshoring, Kosten vs. Leistung - im ersten Teil des Artikels habe ich bereits das zugrunde liegende Szenario skizziert. Um bei den genannten Entwicklungen mithalten zu können, sollte man die eigene Qualifikation als "Asset" betrachten und in die "richtigen", d. h. zukunftsträchtigen Bereiche investieren. Welche aber sind das?
Vor der Antwort sollte zunächst die richtige Frage stehen:
- Wo in Unternehmen wird in den nächsten Jahren große Pain und Budget zur Beseitigung vorhanden sein?
- Wo kann die IT darin echten Mehwert schaffen?
- Welche Anforderungen müssen daher IT-Profis erfüllen?
- Welches Leistungsprofil könnte sogar "quasi-Alleinstellungsmerkmal" sein?
Um der Antwort auf die Spur zu kommen, greife ich folgende Herausforderungen exemplarisch auf, vor denen deutsche Unternenehmen im Jahre 2008 aus meiner Sicht stehen:
- Organizational Change: Faktoren wie schnellere Innovationszyklen, globaler Verdrängungswettbewerb etc. erfordern Umdenken und Umorganisation in Unternehmen (vgl. z. B. Change Management. Den Unternehmenswandel gestalten)
- IT Outsourcing: IT ist im Normalfall nicht Teil des Kernprozesses der Unternehmen. Die Ausrichtung auf Kernkompetenzen durch Bereinigung des Leistungsportfolios und Entfernen der Kostenblöcke, die nicht direkt zur Wertschöpfung beitragen, wird in den nächsten Jahren weitergehen.
- Process-Reengineering: Das Heben von Potenzial durch Optimierung von Produktionsprozessen ist noch lange nicht abgeschlossen. Während die Kernbereiche zumindest der großen Unternehmen weitgehend seit den 90ern durchforstet sind, bleiben an den Randbereichen noch jede Menge Einsparpotenziale. (vgl. z. B. Prozessorganisation ist die IT-Herausforderung schlechthin)
- Near- und Offshoring bleiben im Trend, werden aber immer mehr auf die Bereiche konzentriert, die einen "echten" Wertbeitrag (ohne versteckte Kosten durch Overhead) bieten können. Besonders in Osteuropa und China ist noch viel Potenzial, Osteuropa speziell wird durch Förderung und Kulturimport näher an den Westen rücken. (vgl. z. B. Erhöhte Akzeptanz für globale Liefermodelle)
Diese Faktoren stellen wie gesagt nur eine Auswahl dar, sie umreißen aber meiner Ansicht nach eine eindeutige Tendenz. Auf dieser Basis lässt sich im ersten Schritt leicht definieren, welche IT-Rollen langfristig voraussichtlich Nachteile in Kauf nehmen müssen:
- Rein technisch fokussierte Programmierer, die sich hartnäckig weigern, den Sinn ihrer Existenz im Bedarf der wertschöpfenden Fachprozesse zu sehen und sich nicht den Anforderungen an Unternehmen (siehe oben z. B. das Stichwort "organizational change" oder "process reengineering") anpassen.
- Programmierer ohne besondere Spezialisierung oder Spezialisierungen, die langfristig nicht mehr gefragt sind => Angebot wird größer (sowohl in Deutschland wie auch im Offshoring), günstigere Talente drängen auf den Markt, Tagessätze werden fallen.
Die Zeiten der "Selbstverwirklichung" als "Tekkie mit Scheuklappen" gehen zu Ende, auch wenn der beschworene Fachkräftemangel den einen oder anderen noch in Sicherheit wiegt. Was und wer keinen bezifferbaren Mehrwert für ein Unternehmen bringt, wird gegenüber dem, der seinen Mehrwert verargumentieren kann, verlieren.
Bleibt noch die offene Frage - wer wird gewinnen? Im dritten Teil des Artikels werden konkrete Rollen beispielhaft vorgestellt, die von den genannten Veränderungen profitieren dürften.
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