Vor meinem ersten Jobeinstieg habe ich mich aus Büchern und Internet informiert, was besonders in der ersten Zeit im Job zu beachten ist, und daraus die wichtigsten Tipps zusammengefasst.
Meine Erfahrungen als "Probezeitler" und später als Führungskraft haben mir gezeigt: Wer diese elementaren Tipps beherzigt, zeigt, dass er es Wert ist, Teil der Firma zu sein - und das ist die halbe Miete zum Erfolg :-)
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Der erste Tag ist meist sehr anstrengend, weil viele Dinge neu sind, die nachher automatisch ablaufen: Namen, Vorgänge, Strukturen, Wichtigkeit ...
Daher: Stress durch gute Vorbereitung reduzieren! Organigramm auswendig lernen und durch gut informierte Fragen sofort Pluspunkte sammeln.
Bewusst machen: Alle haben Schwierigkeiten, das ist normal! „Der Berufseinstieg ist ein Experiment, bei dem niemand richtig durchblickt."
Kleidung: den anderen anpassen. Lieber wenig oder gar kein Parfum.
Es kann am ersten Tag passieren, dass der Empfang entgeistert ist: „Ach ja, Herr X ... wo setzen wir den denn hin ..." Kein Zimmer, keine Aufgabe, der Vorgesetzte verreist. => Gute Miene zum bösen Spiel machen und das Ganze keinsefalls als persönliche Kränkung empfinden, auch wenn es am Tag gar nicht komisch aussieht.
Auf eine gewisse Reserviertheit sollte man sich einstellen, denn jeder Neue bringt erstmal Unruhe rein. Man sollte sich also nicht wundern, wenn man nicht von allen Seiten euphorisch begrüßt wird.
Namen sind extrem wichtig - möglichst alle merken, ansonsten entschuldigen und nachfragen.
Bei Unwissenheit hat man am Anfang noch den Neuling-Bonus, daher lieber SOFORT nachfragen, nachher wirds peinlich. Z. B. was heißen bestimmte Abkürzungen.
Mit der Einforderung von Statussymbolen wie Handy, Visitenkarten etc. ruhig etwas warten.
Ein gemeinsamer Kantinengang oder der Tratsch am Kopierer sind wichtig für das Kennenlernen der Firmen-Strukturen. => Gut zuhören, aber selbst immer nur Unverfängliches reden. Also Smalltalk über Wetter, Wochenende, Hobbys, Bücher, Filme, blabla. Politik ist schon wieder heikel.
Immer fragen: Welches Vorgehen ist im Unternehmen üblich?
Gute Beziehungen sind Geben und Nehmen. Als Neueinsteiger hat man da noch nicht viel zu bieten, aber Hilfsbereitschaft! Engagement zahlt sich in jedem Fall aus. Zu viel Hilfsbereitschaft wird allerdings als mangelnde Durchsetzungsfähigkeit interpretiert und geht nach hinten los. Die Grenze verläuft dort, wo die Hilfe von der Ausnahme zur Regel wird.
Nicht vorschnell Aufgaben abwimmeln, deren Relevanz man zu Anfang noch gar nicht einschätzen kann. Bevor man vorschnell reagiert, lieber abwarten, wie sich die Dinge entwickeln. Ein klärendes Gespräch kann man immer noch führen.
Einstand nach einigen Wochen oder Ende Probezeit - nachfragen!
Man sollte sich bewusst machen: Man muss die Kollegen nicht alle mögen, sondern mit ihnen arbeiten. Zuerst stößt man auf Zurückhaltung und dann auf ein oder zwei, die einem wohlwollend unter die Arme greifen. Erst bei solchen, langsam entstandenen Vertrauensverhältnissen kann man mal „Klartext" reden.
=> neutral bleiben, keine Allianzen, nicht in ein Lager schlagen oder Spielchen mitmachen
=> Konzentration auf die Sachebene, d. h. die Arbeit gut machen und aus anderem raushalten.
Durch wohldosierte Infos an die Kollegen helfen, die richtige Schublade zu finden: netter, kompetenter Kollege.
=> Keine zu starken Vertraulichkeiten (z. B. Lästern)! Nicht Partei ergreifen, nicht instrumentalisieren lassen.
Duzen: Das Du signalisiert die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe. Das spricht dafür, erstmal abzuwarten und zu gucken, zu wem man gehören möchte.
In manchen Situationen muss man "Pflöcke einschlagen", wenn z. B. die eigene Kompetenz angezweifelt wird. Ruhig bleiben und entschlossen antworten.
Wichtig: nicht vorschnell reagieren, in den stressreichen ersten Wochen sind man vieles dramatischer als es eigentlich ist!
„Einem Anfänger verzeiht man vieles, aber keine Arroganz!" => auch nicht mit tollen Ausdrücken glänzen, sondern anpassen!
Grüßen, grüßen und nochmals grüßen...
Um Feedback beim Chef bitten, denn Fehler am Anfang lassen sich nur schwer wieder ausbügeln. Viele Jobeinsteiger "wurschteln" vor sich hin. Erstes längeres Gespräch nach spätestens vier Wochen. Wenn kein Gespräch gewünscht, selbst Initiative ergreifen und Arbeitszustand melden.
Wenn es eine "Schonfrist" zum Einlesen gibt, diese auch reichlich nutzen und das Material sorgfältig studieren. Fragen notieren. Nach einigen Tagen sollte der Chef mit konkreten Aufgaben kommen. Tut er das nicht, muss man fragen, was erwartet wird: Was soll man angehen? Wann Ergebnisse? Zwischenberichte oder nur Resultate?
Wenn kein "Einarbeitungsplan" existiert, Initiative ergreifen und fragen, fragen, fragen. => Engagiert an die Aufgaben machen aber frühzeitig melden, wenn eine Sackgasse auftaucht.
Stress und Angriffe: Versuchen Sie, Gelassenheit und Souveränität auszustrahlen. Bleiben Sie möglichst ruhig, lassen Sie Ihr Gegenüber ausreden.
Auf "Überladung" mit Nachfragen nach Priorität reagieren.
Alle Möglichkeiten für Meetings und Besprechungen wahrnehmen, die sich bieten. Die Relevanz der Meetings nicht unterschätzen: Gut zuhören, sich aber selbst bedeckt halten, solange die Zusammenhänge nicht klar sind.
Ohne schriftliche Notizen ist man in der ersten Zeit verloren => "die schlechteste Tinte ist besser als das beste Gedächtnis"
In der ersten Zeit wird man häufig ins Schwimmen geraten. Es steckt aber keine böse Absicht dahinter, wenn man einen Neuen vor sich hin wurschteln lässt, sondern häufig Zeitdruck. Konkrete Fragen sind dann wichtig, allerdings sollte man nicht erwarten, dass die Kollegen sofort den Stift fallen lassen, wenn man ein Problem hat.
Auch wenn man dem Neuen manche Fehler verzeiht - Unzuverlässigkeit gehört nicht dazu. Auch wenn andere zu spät kommen, hat der Neuling diesen Kredit nicht.
Niemand erwartet von einem Neueinsteiger, dass er alles kann, aber jeder erwartet, dass er sich bemüht. Mit einem gewissen Arbeitseifer hat man auch etwas Kredit als Neuer. Viel Gelegenheit, sich inhaltlich zu profilieren, hat man in der ersten Zeit kaum, deshalb erwarten alle Engagement. => Pünktlich das Büro verlassen ist ein Fehler
Zeitmanagement: Tageszeit verplanen, aber nur zu 60%, der Rest geht automatisch drauf. Optimale Planung geht in der ersten Zeit sowieso nicht, erstmal mit den anderen mitschwimmen.
Sorgfältig, aber nicht perfektionistisch arbeiten, dafür fehlt im Alltag oft die Zeit.
Jeder Neueinsteiger kennt die Zwickmühle: Einerseits will man möglichst schnell demonstrieren, dass man "genau die richtige Wahl" war, andererseits sind Arbeitsinhalte und -abläufe noch so neu, dass das Profilieren schwer fällt. Wer sich dennoch beherzt aus dem Fenster lehnt, bereut es womöglich bald. Quer durch die Berufseinsteigerliteratur wird davor gewarnt, sich mit Meinungen und Ankündigungen hervorzutun, bevor man die Situation auch tatsächlich überblicken kann. Selbst wenn man weiß, dass man aus irgendeinem Grund besser informiert ist, hält man sich besser bedeckt. Was nützt das Wissen, wenn sofort die Mauern runtergehen? Gut: Aussagen als Fragen formulieren!
Aufgaben am besten sofort notieren, auch und gerade wenn man denkt "Mist, davon hab ich keine Ahnung!". Wo ist das Problem, wen kann man fragen? Notfalls Unwissen zugeben.
Die Unwägbarkeit des Jobeinstiegs führt unweigerlich zu tiefschwarzen Momenten in den ersten Monaten. Vor allem sehr ehrgeizige und entsprechend selbstkritische Bewerber laufen Gefahr, die eigene Unzulänglichkeit zu übertreiben. Der Rollenwechsel vom "alten Hasen" im Studium zum "Grünschnabel" im Beruf fällt keinem leicht. => Nicht gleich die Kündigung tippen, wenn wieder mal gar nichts klappt und einen das Gefühl beschleicht, völlig fehl am Platz zu sein. Die Chance nutzen, sich selbst und seine Rolle noch einmal völlig neu zu erfinden.
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